Lauenburg, der letzte Halt vor der Grenze
Ein NDR-Beitrag-Geschichte, Stand: 25.08.2018 08:00 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... rg722.html
BILD & TEXT-KOPIE:
von Anne Passow
Bilder von früher im Vergleich mit Fotos von heute - möglichst aufgenommen von exakt derselben Position: Das ist das zentrale Element der Serie "Schleswig-Holstein früher und heute". So wollen wir den Wandel der Städte im nördlichsten Bundesland dokumentieren. NDR Autoren tauchen in die Stadtarchive ein. Dabei fördern sie persönliche Geschichten und historische Aufnahmen zu Tage, die teilweise in großem Kontrast zur Gegenwart stehen. Ein interaktiver Foto-Vergleich macht das besonders deutlich.
Andreas Lojek steht an der B5 bei Lauenburg. © Stadtarchiv Lauenburg
Andreas Lojek steht dort, wo früher die Grenze zwischen BRD und DDR verlief - an der B5 zwischen Lauenburg und Boizenburg.
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Ein Auto fährt über die B5 von Lauenburg (Kreis Herzogtum Lauenburg) Richtung Boizenburg. Von der anderen Seite donnert ein Lastwagen vorbei. Es ist der ganz normale, alltägliche Verkehr. Und Andreas Lojek kann sich immer noch darüber freuen, dass es den gibt. Der gebürtige Lauenburger erinnert sich noch gut an andere Zeiten. "Das Gebäude da hinten, das gehörte zur Grenzkontrollstelle", sagt der 60-Jährige, kneift die Augen zusammen, weil die Sonne blendet, und zeigt auf die andere Straßenseite. Zwischen Bäumen und Gestrüp ist neben der Bundesstraße ein unscheinbarer, grauer Bau auszumachen. "Da war die Lkw-Abfertigung. Dahinter waren Diensthunde untergebracht", erzählt er.
In den 1950er Jahren wollten Radfahrer, VW-Käfer und Minibusse über den Grenzübergang Lauenburg/Horster Damm, wie man auf dem Foto des Stadtarchiv Lauenburg erkennen kann. Heute kommt es auch mal vor, dass die B5 Richtung Boizenburg wie leergefegt ist. (Mit dem Schieberegler auf diesem und den weiteren Bildern können Sie das Lauenburg von früher und heute vergleichen. Verschieben Sie den Regler einfach mit der Maus oder dem Finger auf Smartphone und Tablet.)
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Sowjets schießen Briten ab
Die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik - sie verlief genau hier über die heutige B5. Die Straße, die schon immer von Lauenburg nach Boizenburg führte - und nach dem Zweiten Weltkrieg plötzlich zerteilt wurde. Das führte damals zu Spannungen zwischen den Siegermächten. Im März 1953 schossen sowjetische Düsenjäger bei Lauenburg einen britischen Bomber ab - über westdeutschem Gebiet, im Raum Barförde-Bleckede. Ob der Kalte Krieg wirklich kalt bleiben würde, war für einen Moment nicht klar. Mit dem Mauerbau 1961 rollten englische Panzer nach Lauenburg.
1959 wurde die Bronzefigur des Rufers vor der neuen Elbbrücke aufgestellt. Er sollte an die Tradition der Schiffer Lauenburgs erinnern. Heute befindet sich am Ruferplatz ein Restaurant.
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Mit der Grenze aufgewachsen
Andreas Lojek war damals noch ein Kind. Er nahm die latente Bedrohung nicht wahr. Mit einem Freund spielte er häufig nahe der Grenzkontrollstelle. Dass Lauenburg die letzte westdeutsche Stadt vor der DDR war, dass Menschen von hier in die DDR fuhren und andere aus dieser in die BRD kamen - für ihn war das damals normal. "Erst nachher, als man größer und älter wurde, hat man darüber nachgedacht, was das ist, die Grenze", berichtet er.
Der Verkehr kreuzt sich heute genau wie 1953 an der Kreuzung Büchener Weg/Berliner Straße. Nur drumherum sind viel mehr Gebäude entstanden.
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Die Grenze konnte auch Schikane sein. 1953 erlebte das auch der damalige Regierende Bürgermeister Westberlins, Ernst Reuter. Er wollte über den Kontrollposten Lauenburg Richtung Berlin fahren. Doch die DDR-Grenzer verweigerten ihm die Durchreise - weil in seinem Interzonenpass Hausnummer und Straßenangabe fehlten.
1932 wie heute hat man den besten Blick auf die Lauenburger Altstadt von Hohnstorf aus. Auf dem historischen Foto erkennt man aber noch, was Hohnstorf und Lauenburg einst ausmachte: die Schiffer und ihre Kähne.
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Rückstau bis nach Schnakenbek
Als Andreas Lojek später bei der Landespolizei arbeitete, musste er sich öfter um den Rückstau vor der Grenze kümmern. "Es gab manchmal Schwierigkeiten an der Kontrollstelle. Die Ostseite hat gebummelt - oder die Grenze mal für ein paar Stunden zugemacht. Dann standen die Autos durch das Lauenburger Industriegebiet in doppelten Schleifen auf der B5 bis nach Schnakenbek und noch weiter. Dann ging in Lauenburg nichts mehr", erzählt er. Und an noch etwas erinnert er sich gut: Irgendwann Anfang der 1980er Jahre hatte er Nachtdienst auf der Polizeistation. "Da hat’s plötzlich geklopft. Und da stand dann ein ehemaliger Grenzsoldat aus der DDR - unbewaffnet, aber noch in Uniform. Er bat um Aufnahme, weil ihm die Flucht geglückt war."
Um 1900 sah der Turm der Maria Magdalenen Kirche noch ganz anders aus als heute. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Turm wieder zerstört. 1992 bekam er einen kupfernen Turmhelm.[/b]
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Gastronomie und Kioske profitieren von Grenze
Die Grenze mit ihren Geschichten hat Lauenburg immer geprägt. Und sie hat der Stadt Einnahmen gebracht. "Die Stadt hat immer mit - und auch durch die Grenze gelebt", betont Lojek. Lauenburg bekam Zonenrandförderung. Und Privatmenschen oder Lkw-Fahrer, die Richtung Berlin unterwegs waren, stiegen noch mal aus, aßen etwas, kauften ein, übernachteten vielleicht sogar. Reisende aus dem Osten hielten ebenfalls an und genossen die erste westdeutsche Stadt nach der Grenze. Kioske, Lebensmittelgeschäfte, Kleidungsläden, Restaurants und Hotels profitierten davon.
1958 gab es auf der Berliner Straße noch eine Schlachterei und ein Schuhgeschäft. Heute ist hier ein Postladen.
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Umarmt, geweint, gefreut, gelacht
Dass die Grenze nicht wirklich mitten in ein einst vereintes Land gehörte, spürten trotzdem alle. 1989 überschlugen sich die Ereignisse. Auch an der Kontrollstation Lauenburg öffneten die überrumpelten DDR-Grenzer schließlich den Übergang. "Mehr als die Hälfte aller Lauenburger sind erst mal hierher gefahren und haben geguckt. Und an der Ostseite war es ganz genauso", berichtet Lojek. Viele Menschen aus Ost und West kannten sich noch aus früheren Zeiten.
1963 passierten - wie auf diesem Bild - viele Lkw die Grenzkontrollstelle bei Lauenburg. Heute bekommen Lkw-Fahrer von der großen Geschichte des Ortes nichts mehr zu spüren.
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Andreas Lojek erinnert sich lebhaft:
"Hier sind Szenen passiert, die können Sie sich gar nicht vorstellen. Man ist sich in die Arme gefallen. Man hat geweint. Man hat sich gefreut. Man hat gelacht." Lojek entsinnt sich, dass Menschen anfingen, Musik zu machen, dass gefeiert wurde. "Es war ein Fest. Und das war nicht nur ein Tag, das ging wochenlang so." Auch Lojek freute sich mit, ging immer wieder zu der Kontrollstelle, um all das mitzuerleben, traute sich nach ein paar Tagen, die Nachbarstadt Boizenburg zu besuchen.
Die Elbstraße ist heute fast im gleichen historischen Zustand wie auf dem undatierten Foto des Stadtarchivs Lauenburg.
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Busladungen voller Touristen
Nach der überschwänglichen Freude kam allerdings das Erwachen für Lauenburg. Die Zonenrandförderung fiel weg. Je mehr neue Geschäfte im Osten entstanden, desto weniger Menschen kamen nach Lauenburg zum Einkaufen. "Vielleicht hat Lauenburg auch politisch das ein oder andere verschlafen", resümiert Lojek, der lange Bürgervorsteher Lauenburgs war. Erst nach und nach tat sich was. Die Unterstadt, die im Laufe der Jahre immer mehr verödet und verfallen war, wurde aufwendig saniert.
Dort wo um 1955 das Parkhotel stand, geht es heute in die Fußgängerzone der Lauenburger Oberstadt.
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Heute kommen Busladungen voller Touristen, um sich die malerischen Fachwerkhäuser vor der Elbkulisse anzusehen, um die Kunsthandwerksläden in der Elbstraße zu bestaunen, um das Schloss zu bewundern und um den Rufer zu sehen, eine Bronzefigur, die seit 1959 an die Schiffertradition der Stadt erinnert. Die Oberstadt hat, wie viele Kleinstädte, mit Leerständen zu kämpfen. Doch auch hier ist einiges im Gange. Eine Marktgalerie ist geplant. Edeka will neu bauen und ein großes Hotel will sich in der Stadt ansiedeln. Seit man an der Gemeinschaftsschule auch Abitur machen kann, wird Lauenburg für Familien aus Hamburg attraktiver.
Kleine Läden sind 1960 wie heute auf der Berliner Straße zu finden.
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Lauenburg - das wird, Andreas Lojek ist davon überzeugt. "In drei bis fünf Jahren wird das hier eine liebenswerte Innenstadt. Lauenburg wird sich dann hier im Südkreis des Herzogtums Lauenburg behaupten."
Schleswig-Holstein früher und heute
- frische Luft
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Re: Schleswig-Holstein früher und heute
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise ... AN DIE KÜSTE
Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
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Re: Schleswig-Holstein früher und heute
Wie Fotograf Castelli sein Lübeck bekannt machte
Ein NDR-Beitrag-Geschichte, Stand: 07.04.2018 08:00 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... k1484.html
BILD und TEXT-KOPIE !
Bilder von früher im Vergleich mit Fotos von heute - möglichst aufgenommen von exakt derselben Position: Das ist das zentrale Element der Serie "Schleswig-Holstein früher und heute". So wollen wir den Wandel der Städte im nördlichsten Bundesland dokumentieren. NDR Autoren tauchen in die Stadtarchive ein. Dabei fördern sie persönliche Geschichten und historische Aufnahmen zu Tage, die teilweise in großem Kontrast zur Gegenwart stehen. Ein interaktiver Foto-Vergleich macht das besonders deutlich.
von Katrin Bohlmann
Der Lübecker Kunst- und Architekturfotograf Wilhelm Castelli. © Fotoarchiv Lübeck
Der Lübecker Fotograf Wilhelm Castelli im Jahr 1950.
Bild befindet sich im o.g. Link !
Die sieben Türme, die Altstadt und natürlich das Holstentor:
Das ist Lübeck.
Zumindest haben viele die Hansestadt so vor Augen. Daran hat der 1901 geborene Fotograf Wilhelm Castelli großen Anteil. Er hat das Bild von seiner Heimatstadt mit seinen Fotos entscheidend geprägt.
Mehr als 40 Jahre lang fotografierte er Lübecker Gebäude, Straßenzüge, Kirchen von innen und außen.
Von den späten 1920er-Jahren bis 1970.
Auf Fotos, Ansichtskarten und in Sammelmappen hat Castelli Lübecker Stadtmotive verewigt.
Auch mehrere Bücher mit seinen Fotos haben Lübecker Museumsdirektoren herausgegeben.
Heute sind seine Bilder die wesentliche Grundlage für das Fotoarchiv der Hansestadt.
Die Obertrave in Lübeck heute und im Jahr 1938:
Die Häuser, die Bäume und auch die Idylle sind geblieben.
Mit dem Schieberegler auf diesem Bild und den weiteren großformatigen Fotos können Sie Impressionen von heute mit Castellis Bildern von damals vergleichen.
Bild "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Fast wäre Castelli in Vergessenheit geraten
Seine Fotos waren damals außergewöhnlich und sind bis heute besonders:
Harte Schwarz-Weiß-Kontraste, ungewöhnliche Blickwinkel und herausgehobene Details sind typisch für Castelli-Bilder. "Sein Vorbild war der Fotograf Albert Renger-Patzsch, ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit in den 20er-Jahren", erklärt Kunsthistoriker Thorsten Albrecht.
"Castelli hat in Lübeck sehr viel fotografiert - auch in Museen.
Er war seit 1930 der Museumsfotograf.
So sind sehr viele Postkarten entstanden, die man als Tourist kaufen konnte, wenn man Lübeck besuchte", erklärt Albrecht weiter.
Ohne den Kunsthistoriker wäre Castellis Werk fast in Vergessenheit geraten.
Der 54-Jährige hat dem Lübecker Fotografen im Mai 2002 eine Ausstellung und einen Katalog gewidmet.
Am Holstentor:
Hier hat sich viel verändert.
Um 1865 lag der Bahnhof noch viel weiter Richtung Altstadt, vor der Puppenbrücke.
Wo damals die Lok herausfuhr, steht jetzt das Hotel "Park Inn", hier von Bäumen verdeckt.
Fotograf Castelli hatte die Aufnahme aus dem 19. Jahrhundert im Auftrag der Hansestadt Lübeck reproduziert.
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Castellis Vater hatte andere Pläne für den Sohn
Eine Aufnahme einer Seite des Castelli-Katalogs. © NDR Foto: Katrin Bohlmann
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Historische Aufnahme der Drogerie der Familie Castelli:
Später wurde aus dem Familienbetrieb ein Fotogeschäft.
Dabei hatte Castelli Senior eigentlich andere Pläne für seinen fotobegeisterten Sohn.
Er sollte die Drogerie in der Breiten Straße 95 übernehmen.
Nach einer Lehre als Fotograf in Hamburg stieg Wilhelm Castelli Junior 1927 zwar in das Geschäft ein - zusammen mit seinem jüngeren Bruder - aber er wandelte die Drogerie nach und nach in ein Fotogeschäft um.
"Das hing auch damit zusammen, dass der Amateurbereich damals sehr stark im Kommen war.
Es gab Entwicklungen, neue Kameras wie Kleinbildkameras.
Und damit war es auch für die breite Masse möglich, selbst Fotos zu machen.
Da waren dann Drogerien diejenigen, die das Material zur Verfügung stellten und Abzüge auch herstellten.
Genau in diese Sparte ist Castelli dann reingegangen", berichtet Kunsthistoriker Albrecht.
Und das Geschäft brummte.
Castelli war ein bekannter Name in Lübeck.
Die Familie war gesellschaftlich angesehen.
Wilhelm Castelli - inzwischen verheiratet - engagierte sich in der Stadt, unter anderem in der Overbeck-Gesellschaft. Ein Verein von Kunstfreunden in Lübeck, den es noch heute gibt.
Der Klingenberg heute und um 1880.
Den Brunnen gibt es nicht mehr.
Interessant:
Rechts auf dem alten Foto das Hotel "Stadt Hamburg" mit den beiden Löwen am Eingang - heute stehen genau diese Löwen am Holstentor.
Im Hintergrund: der Dom zu Lübeck.
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Britische Bomber zerstören Geschäft
Eine Aufnahme einer Seite des Castelli-Katalogs mit dem Logo von Photo-Castelli. © NDR Foto: Katrin Bohlmann
Mit einem eigenen Logo wirbt Castelli in Werbeanzeigen für sein Fotogeschäft.
Bild befindet sich im o.g. Link !
Neben Haushalts- und Toilettenartikeln wurde die Fotoabteilung zum wichtigsten Standbein der Castellis.
Fotoapparate, Objektive, Stative und Filme verkaufte er.
In der hauseigenen Dunkelkammer entwickelte er die Bilder seiner Kunden.
Und der pfiffige Kaufmann Castelli Junior wusste schon damals, was modernes Marketing ist:
Kurze, knackige Sprüche sollten die Kundschaft anlocken.
Wie:
"Deine Fotosachen - lass' bei Castelli machen"
1929 entwickelte Castelli auch ein Logo:
Einen Kreis, in dem ein Fotograf leicht gebückt fotografiert.
Dieses Logo ließ er auf Werbeprospekte, Anzeigen und Briefpapier drucken.
Doch dann zerstören britische Bomber im Zweiten Weltkrieg Castellis Geschäft - in der Palmarum-Nacht 1942.
Auch Castellis wertvolles Negativarchiv wird vernichtet.
Blick auf die Aegidienstraße und die Aegidienkirche:
Noch ein Bild von Castelli aus dem Jahr 1938.
Das Haus ist noch heute ein beliebtes Motiv bei Touristen.
Bäume standen schon früher einmal dort, für einige Zeit gab es keine.
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Fotografieren wird zum Familienausflug
Aber Castelli gab nicht auf.
Nach dem Krieg mietete er ein paar Häuser weiter - gegenüber des Rathauses - in der Breiten Straße 81 neue Geschäftsräume.
Vier Filialen entstanden im Laufe der Jahre.
Und nebenbei zog Castelli los und machte neue Aufnahmen von Lübeck.
Seine Frau Ilse und die beiden Kinder Bettina und Wilhelm Junior halfen ihm dabei.
"Er war ein Familienmensch.
Seine Familie musste immer mit.
Seine Frau hat ihn stark unterstützt und seine Kinder mussten teilweise die Sachen mitschleppen.
Oft war das Fotografieren ein Familienausflug", erzählt Kunsthistoriker Albrecht.
Breite Straße 95 - heute und um 1960.
Hier war die Castelli-Drogerie von 1900 bis 1942 zu Hause.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Geschäft beim Bombenangriff der Briten in der Palmarum-Nacht zerstört.
Castelli mietete nach dem Krieg neue Geschäftsräume in der Breiten Straße 81 gegenüber vom Lübecker Rathaus.
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Castellis Erbe lebt weiter
Was damals Wilhelm Castelli war, ist heute der Lübecker Fotograf Thomas Radbruch.
Er fühlt sich als Nachfolger des großen Meisters.
Auch seine Fotos stehen für Lübeck - auf Postkarten, Kalendern und in Foto-Büchern.
Als junger Mann hat der heute 72-jährige Castelli getroffen, zusammen mit seinem Opa Ferdinand.
"Einmal haben wir uns in einem alten Fotoladen in der Burgstraße gesehen.
Mein Opa und Castelli haben gefachsimpelt und ich habe zugehört", erinnert sich Radbruch.
Bei einer weiteren Begegnung in einem Café fragte Radbruch Castelli Löcher in den Bauch.
Trotzdem die Technik heute komplett anders ist:
Castelli blieb ein Vorbild für Radbruch.
"Er war schon ein überragender Fotograf."
Castellis Bilder sind die Essenz des Lübecker Fotoarchivs
Heute kennt kaum noch ein Lübecker Castelli.
Das Geschäft in der Breiten Straße wurde 1970 geschlossen.
Seine Kinder wollten es nicht übernehmen.
Der Fotograf konnte seine Leidenschaft für die Fotografie nicht weitervermitteln.
Castelli löste sein Fotolabor auf, und beendete damit seine professionelle fotografische Tätigkeit.
Eine Aufnahme einer Seite des Castelli-Katalogs. © NDR Foto: Katrin Bohlmann
Castelli und seine Frau Ilse:
Die Familie begleitete den Lübecker bei seinen Fotosafaris durch die Hansestadt.
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Privat fotografierte er weiter und spezialisierte sich auf Bäume.
Castelli verkaufte sein seit 1947 aufgebautes Fotoarchiv an seine Heimatstadt.
Wehmütig sei er deswegen nicht gewesen, vermutet Thorsten Albrecht.
"Er war da ganz pragmatisch.
Die aktive Foto-Phase war jetzt abgeschlossen - seine Bilder aber leben weiter."
Die Rechte dazu liegen damit bis heute bei der Hansestadt.
Die Castelli-Fotos bilden die Grundlage des historischen Bildarchivs der Stadt Lübeck.
Schaut man sich diesen Schatz an, taucht man ein in die Vergangenheit und blickt anschließend ganz anders auf das Lübeck von heute.
1984 starb Wilhelm Castelli mit 83 Jahren. Der Name Castelli bleibt dennoch in Lübeck.
Dank der vielen alten Bilder und Postkarten.
Ein NDR-Beitrag-Geschichte, Stand: 07.04.2018 08:00 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... k1484.html
BILD und TEXT-KOPIE !
Bilder von früher im Vergleich mit Fotos von heute - möglichst aufgenommen von exakt derselben Position: Das ist das zentrale Element der Serie "Schleswig-Holstein früher und heute". So wollen wir den Wandel der Städte im nördlichsten Bundesland dokumentieren. NDR Autoren tauchen in die Stadtarchive ein. Dabei fördern sie persönliche Geschichten und historische Aufnahmen zu Tage, die teilweise in großem Kontrast zur Gegenwart stehen. Ein interaktiver Foto-Vergleich macht das besonders deutlich.
von Katrin Bohlmann
Der Lübecker Kunst- und Architekturfotograf Wilhelm Castelli. © Fotoarchiv Lübeck
Der Lübecker Fotograf Wilhelm Castelli im Jahr 1950.
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Die sieben Türme, die Altstadt und natürlich das Holstentor:
Das ist Lübeck.
Zumindest haben viele die Hansestadt so vor Augen. Daran hat der 1901 geborene Fotograf Wilhelm Castelli großen Anteil. Er hat das Bild von seiner Heimatstadt mit seinen Fotos entscheidend geprägt.
Mehr als 40 Jahre lang fotografierte er Lübecker Gebäude, Straßenzüge, Kirchen von innen und außen.
Von den späten 1920er-Jahren bis 1970.
Auf Fotos, Ansichtskarten und in Sammelmappen hat Castelli Lübecker Stadtmotive verewigt.
Auch mehrere Bücher mit seinen Fotos haben Lübecker Museumsdirektoren herausgegeben.
Heute sind seine Bilder die wesentliche Grundlage für das Fotoarchiv der Hansestadt.
Die Obertrave in Lübeck heute und im Jahr 1938:
Die Häuser, die Bäume und auch die Idylle sind geblieben.
Mit dem Schieberegler auf diesem Bild und den weiteren großformatigen Fotos können Sie Impressionen von heute mit Castellis Bildern von damals vergleichen.
Bild "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Fast wäre Castelli in Vergessenheit geraten
Seine Fotos waren damals außergewöhnlich und sind bis heute besonders:
Harte Schwarz-Weiß-Kontraste, ungewöhnliche Blickwinkel und herausgehobene Details sind typisch für Castelli-Bilder. "Sein Vorbild war der Fotograf Albert Renger-Patzsch, ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit in den 20er-Jahren", erklärt Kunsthistoriker Thorsten Albrecht.
"Castelli hat in Lübeck sehr viel fotografiert - auch in Museen.
Er war seit 1930 der Museumsfotograf.
So sind sehr viele Postkarten entstanden, die man als Tourist kaufen konnte, wenn man Lübeck besuchte", erklärt Albrecht weiter.
Ohne den Kunsthistoriker wäre Castellis Werk fast in Vergessenheit geraten.
Der 54-Jährige hat dem Lübecker Fotografen im Mai 2002 eine Ausstellung und einen Katalog gewidmet.
Am Holstentor:
Hier hat sich viel verändert.
Um 1865 lag der Bahnhof noch viel weiter Richtung Altstadt, vor der Puppenbrücke.
Wo damals die Lok herausfuhr, steht jetzt das Hotel "Park Inn", hier von Bäumen verdeckt.
Fotograf Castelli hatte die Aufnahme aus dem 19. Jahrhundert im Auftrag der Hansestadt Lübeck reproduziert.
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Castellis Vater hatte andere Pläne für den Sohn
Eine Aufnahme einer Seite des Castelli-Katalogs. © NDR Foto: Katrin Bohlmann
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Historische Aufnahme der Drogerie der Familie Castelli:
Später wurde aus dem Familienbetrieb ein Fotogeschäft.
Dabei hatte Castelli Senior eigentlich andere Pläne für seinen fotobegeisterten Sohn.
Er sollte die Drogerie in der Breiten Straße 95 übernehmen.
Nach einer Lehre als Fotograf in Hamburg stieg Wilhelm Castelli Junior 1927 zwar in das Geschäft ein - zusammen mit seinem jüngeren Bruder - aber er wandelte die Drogerie nach und nach in ein Fotogeschäft um.
"Das hing auch damit zusammen, dass der Amateurbereich damals sehr stark im Kommen war.
Es gab Entwicklungen, neue Kameras wie Kleinbildkameras.
Und damit war es auch für die breite Masse möglich, selbst Fotos zu machen.
Da waren dann Drogerien diejenigen, die das Material zur Verfügung stellten und Abzüge auch herstellten.
Genau in diese Sparte ist Castelli dann reingegangen", berichtet Kunsthistoriker Albrecht.
Und das Geschäft brummte.
Castelli war ein bekannter Name in Lübeck.
Die Familie war gesellschaftlich angesehen.
Wilhelm Castelli - inzwischen verheiratet - engagierte sich in der Stadt, unter anderem in der Overbeck-Gesellschaft. Ein Verein von Kunstfreunden in Lübeck, den es noch heute gibt.
Der Klingenberg heute und um 1880.
Den Brunnen gibt es nicht mehr.
Interessant:
Rechts auf dem alten Foto das Hotel "Stadt Hamburg" mit den beiden Löwen am Eingang - heute stehen genau diese Löwen am Holstentor.
Im Hintergrund: der Dom zu Lübeck.
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Britische Bomber zerstören Geschäft
Eine Aufnahme einer Seite des Castelli-Katalogs mit dem Logo von Photo-Castelli. © NDR Foto: Katrin Bohlmann
Mit einem eigenen Logo wirbt Castelli in Werbeanzeigen für sein Fotogeschäft.
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Neben Haushalts- und Toilettenartikeln wurde die Fotoabteilung zum wichtigsten Standbein der Castellis.
Fotoapparate, Objektive, Stative und Filme verkaufte er.
In der hauseigenen Dunkelkammer entwickelte er die Bilder seiner Kunden.
Und der pfiffige Kaufmann Castelli Junior wusste schon damals, was modernes Marketing ist:
Kurze, knackige Sprüche sollten die Kundschaft anlocken.
Wie:
"Deine Fotosachen - lass' bei Castelli machen"
1929 entwickelte Castelli auch ein Logo:
Einen Kreis, in dem ein Fotograf leicht gebückt fotografiert.
Dieses Logo ließ er auf Werbeprospekte, Anzeigen und Briefpapier drucken.
Doch dann zerstören britische Bomber im Zweiten Weltkrieg Castellis Geschäft - in der Palmarum-Nacht 1942.
Auch Castellis wertvolles Negativarchiv wird vernichtet.
Blick auf die Aegidienstraße und die Aegidienkirche:
Noch ein Bild von Castelli aus dem Jahr 1938.
Das Haus ist noch heute ein beliebtes Motiv bei Touristen.
Bäume standen schon früher einmal dort, für einige Zeit gab es keine.
Bild "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Fotografieren wird zum Familienausflug
Aber Castelli gab nicht auf.
Nach dem Krieg mietete er ein paar Häuser weiter - gegenüber des Rathauses - in der Breiten Straße 81 neue Geschäftsräume.
Vier Filialen entstanden im Laufe der Jahre.
Und nebenbei zog Castelli los und machte neue Aufnahmen von Lübeck.
Seine Frau Ilse und die beiden Kinder Bettina und Wilhelm Junior halfen ihm dabei.
"Er war ein Familienmensch.
Seine Familie musste immer mit.
Seine Frau hat ihn stark unterstützt und seine Kinder mussten teilweise die Sachen mitschleppen.
Oft war das Fotografieren ein Familienausflug", erzählt Kunsthistoriker Albrecht.
Breite Straße 95 - heute und um 1960.
Hier war die Castelli-Drogerie von 1900 bis 1942 zu Hause.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Geschäft beim Bombenangriff der Briten in der Palmarum-Nacht zerstört.
Castelli mietete nach dem Krieg neue Geschäftsräume in der Breiten Straße 81 gegenüber vom Lübecker Rathaus.
Bild "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Castellis Erbe lebt weiter
Was damals Wilhelm Castelli war, ist heute der Lübecker Fotograf Thomas Radbruch.
Er fühlt sich als Nachfolger des großen Meisters.
Auch seine Fotos stehen für Lübeck - auf Postkarten, Kalendern und in Foto-Büchern.
Als junger Mann hat der heute 72-jährige Castelli getroffen, zusammen mit seinem Opa Ferdinand.
"Einmal haben wir uns in einem alten Fotoladen in der Burgstraße gesehen.
Mein Opa und Castelli haben gefachsimpelt und ich habe zugehört", erinnert sich Radbruch.
Bei einer weiteren Begegnung in einem Café fragte Radbruch Castelli Löcher in den Bauch.
Trotzdem die Technik heute komplett anders ist:
Castelli blieb ein Vorbild für Radbruch.
"Er war schon ein überragender Fotograf."
Castellis Bilder sind die Essenz des Lübecker Fotoarchivs
Heute kennt kaum noch ein Lübecker Castelli.
Das Geschäft in der Breiten Straße wurde 1970 geschlossen.
Seine Kinder wollten es nicht übernehmen.
Der Fotograf konnte seine Leidenschaft für die Fotografie nicht weitervermitteln.
Castelli löste sein Fotolabor auf, und beendete damit seine professionelle fotografische Tätigkeit.
Eine Aufnahme einer Seite des Castelli-Katalogs. © NDR Foto: Katrin Bohlmann
Castelli und seine Frau Ilse:
Die Familie begleitete den Lübecker bei seinen Fotosafaris durch die Hansestadt.
Bild befindet sich im o.g. Link !
Privat fotografierte er weiter und spezialisierte sich auf Bäume.
Castelli verkaufte sein seit 1947 aufgebautes Fotoarchiv an seine Heimatstadt.
Wehmütig sei er deswegen nicht gewesen, vermutet Thorsten Albrecht.
"Er war da ganz pragmatisch.
Die aktive Foto-Phase war jetzt abgeschlossen - seine Bilder aber leben weiter."
Die Rechte dazu liegen damit bis heute bei der Hansestadt.
Die Castelli-Fotos bilden die Grundlage des historischen Bildarchivs der Stadt Lübeck.
Schaut man sich diesen Schatz an, taucht man ein in die Vergangenheit und blickt anschließend ganz anders auf das Lübeck von heute.
1984 starb Wilhelm Castelli mit 83 Jahren. Der Name Castelli bleibt dennoch in Lübeck.
Dank der vielen alten Bilder und Postkarten.
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise ... AN DIE KÜSTE
Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise ... AN DIE KÜSTE
Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.